Für die meisten Lichtexperten sind die wichtigsten Kenngrößen zur Qualität guter Beleuchtung zweifelsohne eine hohe Beleuchtungsstärke, sehr gute Farbwiedergabe, geringe Blendung oder optimale Gleichmäßigkeit. Doch eine weitere wichtige Kenngröße gewinnt zunehmend an Bedeutung: Flicker. Flicker ist Englisch für „Flimmern“ bzw. „Flackern“ und beeinflusst die Beleuchtungsqualität stark.

Grundsätzlich gilt: Alle elektronischen Lichtquellen können mit einem Flickerfaktor beschrieben werden, auch wenn das Flackern nicht bei jeder Lichtquelle erkennbar ist. Und um sicherzustellen, dass Lichtquellen nicht zu stark flackern, gibt es in der EU-Richtline (Single Lighting Regulation) seit dem 01.09.2021 Grenzwerte, die nicht überschritten werden dürfen.
Beim Flicker werden zwei Arten unterschieden:
- Die Frequenz, in der die Einzelimpulse vom Auge als Einzelne wahrgenommen werden. In der Regel geschieht dies bei einer Frequenz von bis zu 60-80 Hz. Darunter fallen unter anderem Lichtquellen, die direkt an Netzspannung oder mit konventionellen Vorschaltgeräten betrieben werden, also mit 50 Hz.
- Die Frequenz, in der das Auge Einzelimpulse nicht mehr als Einzelne wahrnimmt, sondern als Dauerreiz. Dies geschieht in der Regel ab einer Frequenz von ca. 60-80 Hz. Darunter fallen unter anderem Lichtquellen, die mit elektronischen Vorschaltgeräten (EVG) betrieben werden. EVG für Leuchtstofflampen arbeiten beispielsweise mit >35.000 Hz.
Der Bereich zwischen 60-80 Hz wird auch Flimmerverschmelzungsfrequenz genannt, da der Mensch oberhalb dieser Frequenz das Flimmern nicht mehr bewusst wahrnimmt. Ab einer Frequenz von rund 200 Hz - 400 Hz beeinflussen die periodischen Lichtschwankungen den menschlichen Organismus nicht mehr.
Die Wahrnehmung von Flicker hängt allerdings nicht nur von der Frequenz ab. Jeder Mensch nimmt das Flackern unterschiedlich wahr, jede Lichtquelle setzt das Flackern unterschiedlich um.
Bei Glühlampen zum Beispiel hat uns Flicker nicht weiter gestört, denn der Glühfaden war zu träge, um die Stromänderung in ein Flackern umzusetzen. Bei Leuchtstofflampen sieht das dagegen schon anders aus: Die Gasfüllung reagiert schnell auf Stromänderungen und setzt diese in oftmals sichtbares Flackern um. Die fluoreszierende Schicht an der Innenseite des Glaskolbens und ein entsprechendes elektronisches Vorschaltgerät können hier entgegenwirken, sodass das Flackern nicht mehr als störend empfunden wird.
Noch schneller als Leuchtstofflampen reagieren LED-Lichtquellen auf Änderungen des Stroms. Dementsprechend schnell wird auch das Flackern umgesetzt. Wie intensiv das Licht flackert, ist allerdings auch hier von einigen Faktoren abhängig, wie zum Beispiel vom verwendeten LED-Treiber, dem Aufbau der Leuchte und dem Lichtabstrahlungs- und Dimmverhalten.
Was vielen nicht bewusst ist: Flicker kann nicht nur störend sein, sondern auch gefährlich für den Menschen. Und zwar nicht nur bewusst wahrnehmbares, sondern auch nicht-wahrnehmbares Flackern. Es wirkt sich einerseits auf unsere Produktivität und unsere Stimmung aus, andererseits auch auf unser körperliches und emotionales Wohlbefinden. Typische Auswirkungen können Kopfschmerzen, Migräne und eingeschränkte Seh- und Lesefähigkeit sein. In schlimmen Fällen kann es bei sensiblen Menschen sogar zu epileptischen Anfällen kommen.
Und nicht nur direkte körperliche Gefährdung ist zu betrachten, auch die indirekte Gefährdung durch stroboskopische Effekte ist beachtlich. Der Stroboskopeffekt tritt häufiger im niedrigen Frequenzbereich auf und entsteht durch einen regelmäßig wechselnden Lichteintritt in unser Auge. Dieser verändert unsere Wahrnehmung dahingehend, dass Bewegungen je nach Frequenz deutlich langsamer bis gar nicht mehr erkennbar werden. Solche stroboskopischen Effekte können bis in den Bereich von rund 2.500 Hz auftreten. In vielen Bereichen kann dies sogar lebensgefährlich sein, wenn beispielsweise an einer Maschine bewegliche Teile oder Werkzeuge aussehen, als würden sie stillstehen. Eine richtige und sichere Beleuchtung vor allem an Arbeitsplätzen ist daher äußerst wichtig.
Die IEEE 1789 ist eine Norm des Institute of Electrical and Electronics Engineers, die zur Planung und Umsetzung von Beleuchtungsprojekten hinsichtlich des Themas Flicker empfehlenswert ist.