Praxisbeispiel der Firma J+V Elektrosystemtechnik GmbH aus Jülich.

Unsere Firma hat ihren Sitz in Jülich. Wir sind seit Jahren vor allem auf Satellitentechnik, Kabelmontagen, Powernet und KNX spezialisiert. Im Januar 2015 erhielten wir den Auftrag, eine KNX Anlage instand zu setzen. Bei dieser Anlage tauchten unerklärliche Dinge auf. Das erste Gespräch ergab: Die verschiedenste Raumtemperaturregler ließen sich nicht einstellen und blinkten vor sich hin, weiterhin ließen sich verschiedene Rollläden nicht mehr betätigen und die Alarmmeldeanlage war ohne Funktion. Eigentlich keine so besondere Herausforderung. Andere Überraschungen kamen hinzu.
Zuerst stellte sich heraus, dass der vorherige Installateur bei der Programmierung und Inbetriebnahme im Jahr 2000 sehr schnell an seine Grenzen kam und die Anlage scheinbar „irgendwie“ zum Funktionieren gebracht hat. Das Projekt wurde auf vier CDs übergeben. Das Rätselraten begann mit der Bestimmung, welche CD hat die aktuellste Version und den aktuellsten Projektstand. Die CD ließen sich nur zum Teil benutzen oder waren gar nicht zu öffnen. In der importierbaren .pr2 Datei waren keine verwertbaren Infos hinterlegt, die einen Rückschluss über den Verlauf des Projektes zuließen, geschweige denn, dass es irgendeinen Anhaltspunkt gab, wo sich welche Geräte wiederfinden sollten.
Um eine fundierte Aussage hinsichtlich der Anforderungen des Kunden treffen zu können, blieb letztlich nur die Annäherungsmethode: über die Sichtung der verbauten Geräte und die Rekonstruktion der Anlage. Es war nicht auszuschließen, dass sich eventuell defekte Geräte bei der Rekonstruktion gar nicht erst melden würden und so weitere offene Baustellen und Fragen blieben.
Dabei kamen dann die Strukturen zum Vorschein: Offensichtlich gab es in dem Objekt drei Verteilungen: eine Hauptverteilung und zwei Unterverteilungen. In der Hauptverteilung gab es zwei Linienkoppler und drei Netzgeräte sowie diverse Aktoren und eine 4-Kanal-Schaltuhr. Offensichtlich hat alles einmal funktioniert und die physikalischen Strukturen waren in Ordnung. Nach dem ersten Auslesen der Busstruktur fiel auf, dass nur eine Linie gefunden wurde. Also wurden alle Einstellungen noch einmal gecheckt und wieder ausgelesen. Das gleiche Ergebnis wie zuvor. Eine andere Linie ausprobiert, das gleiche Ergebnis. Nach all den erfolglosen Versuchen blieb nur noch übrig, die Verteilung zu begutachten. Ich öffnete diese und da zeigte sich die Überraschung! Alle Linien waren autark und hatten keine Verbindungen zwischen den Kopplern und der Hauptlinie oder anderweitig.
Von da an war einiges klar: Jede Etage war in ihren Funktionen für sich gehalten. Beleuchtung, Rollladen, Heizung und Fensterkontakte waren etagenweise verdrahtet und programmiert. Es gab zwar in der .pr2 importierten Projektdatei etagenübergreifende Funktionen und auch Zentralfunktionen – sie waren aber nie funktionell. Linienübergreifende Schaltungen gab es nicht. Einige Geräte wie Schaltaktoren und die 4-Kanal-Schaltuhr waren überhaupt nicht angeschlossen und scheinbar nie in Funktion. Letztlich wurden von den 102 projektierten Geräten aus der .pr2 Datei nur 89 Geräte ermittelt. Vier Geräte waren projektiert, aber nicht angeschlossen. 94 Geräte waren erkennbar installiert und vier wurden als Tasterschnittstellen ausgelesen, waren aber nicht auffindbar. Vier weitere waren projektiert, aber die entsprechenden Geräte waren weder auslesbar noch physisch auffindbar. Was also tun?
Wir haben in tagelanger Arbeit alle sinnvollen Möglichkeiten, die Aufschluss über die Installation und den Ort der nicht auffindbaren Geräte wie Abzweigdosen, Schalterdosen oder andere Möglichkeiten geben können geprüft und gesichtet. So gelang es, die Wege zu rekonstruieren und die KNX Anlage wiederherzustellen. Das funktionelle Zusammenspiel von Steckdosen, Licht, Beschattung, Heizung usw. sollte nach aktuellem Stand der Technik möglich sein. Auch die Sicherheitsfunktionen sind nun gewährleistet, die Anlage bedienerfreundlich und es wird Energie gespart. Eine Arbeit, die vom Fachmann ausgeführt werden muss. Auch die Beratung des Kunden ist sinnvoll, die geleistet werden kann, wie z. B. im extra für solche Zwecke vorbereiteten Showroom.
